Lohne, September 2020
Radwegeneubau geplant entlang der K 265 , aber überwiegend im Naturschutzgebiet: Wiedervernässung und der Schutz hoch bedrohter Schlangen passen nicht gut dazu, verdeutlichen Ludger Frye (links) und Christoph Janku.
Foto: Timphaus/OV
Entlang der Südseite der Kreisstraße K 265 (Landwehrstr./Hochmoorsdamm) von Lohne nach Aschen plant der Landkreis durch das dortige Hochmoor den Neubau eines interkommunalen Radwegs. Ab der Landkreisgrenze VEC/DH führt der Landkreis Diepholz entlang der dortigen Kreisstraße K 30 (Lohner Str.) fort bis zur Bundesstraße 69 im Diepholzer Ortsteil Aschen. Interkommunal soll so der tatsächlich überfällige Radwege-Lückenschluss in zwei Planfeststellungsverfahren erfolgen. Der NABU sieht 1) zwar einen Radwegbau im Großraum als absolut überfällig an, sieht aber 2) die Notwendigkeit von nur einem interkommunal abgestimmten Planfeststellungsverfahren und fordert 3) Alternativrouten oder eine naturschutzverträglichere Ausführung.
Der NABU ist erbost, weil im laufenden Planfeststellungsverfahren der Artenschutz hoch bedrohter Arten (z.B. der FFH-Art Schlingnatter) unzureichend berücksichtigt wird. Es wird zudem verschwiegen, dass der geplante Radweg als erhebliche Baumaßnahme (offiziell werden bis zu 9,25 Meter neben der Straße überplant) tatsächlich direkt auf naturschutzrechtlich streng geschützten Flächen der beiden NSG´s erfolgen soll: Das sind hier immerhin 1,725 km Konfliktlänge. Schon vor 12 Jahren hatte der NABU die vorgeschlagene Trasse aus Artenschutzgründen scharf kritisiert und damals sowohl die Landes- sowie beide Unteren Naturschutzbehörden der betroffenen Landkreis informiert. Warum nimmt man die gescheiterte Altplanung jetzt unverändert wieder auf?
Einerseits wird bevorzugter Lebensraum der seltenen Schlingnatter, einer hochgradig bedrohten Schlangenart, überbaut und verändert. Dieses Schlangen-Vorkommen ist sogar von landesweiter Bedeutung, ergaben aktuelle Untersuchungen des Landes Niedersachsen. Aber auch die Entwässerung des in Renaturierung befindlichen Hochmoors wird hierdurch unnötig gefördert, kritisiert der NABU in seiner umfangreichen Verbands-stellungnahme. Zudem werde weder die verbindlichen Vorgaben zur Renaturierung des Grenzflusses Dadau (siehe Landesraumordnungsprogramm) berücksichtigt, noch dass der schnell voranschreitende Hochmoor-Wiederver-nässung bald zu höheren Wasserständen führen wird. So geht keine zukunftsfeste Planung, ist Auffassung des NABU.
Der NABU kritisiert zudem die Vorstellung und Abwägung zu Alternativ-Radwegrouten, die es durchaus gibt. Plane man den Radweg nordseitig der Kreisstraße K265 / K 30, so der NABU, so wäre die direkte Betroffenheit von NSG-Flächen nur im Lkr. DH gegeben und würde nur halb so lang ausfallen. Außerdem verweist der NABU auf eine weitere Alternativstrecke am Nordrand des NSG Ascherer Moor, die zwar etwas länger wäre, würde aber Radfahrer ohne den Kreisstraßenlärm der K 265 zur Bundesstraße 69 leiten.
Bericht in OM-online vom 24.10.2020 lesen + Video anschauen
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